Eine aus den fünfziger Jahren stammende Linotype-Setzmaschine können Besucher in der Eingangshalle der BZ besichtigen. Diese Maschine war bis 1978 noch im täglichen Einsatz. Foto: Helmut Pangerl

Eine aus den fünfziger Jahren stammende Linotype-Setzmaschine können Besucher in der Eingangshalle der BZ besichtigen. Diese Maschine war bis 1978 noch im täglichen Einsatz. Foto: Helmut Pangerl

Bericht

1907: Die Ära Gläser beginnt

BZ-Jubiläum Nach der Übernahme von der Familie Spaich werden nach und nach weitere Zeitungen gegründet. Ab 1924 erscheint der „Enz- und Metterbite“ täglich. Von Wolfgang Gläser

Seit dem Jahr 1907 führt die Familie Gläser den Verlag der Bietigheimer Zeitung. Vorbesitzer Carl Spaich führt die Zeitung bis zu seinem Tode am 22. November 1906. Sein Sohn Emil übernimmt als Erbe die Firma, verkauft sie jedoch bereits ein halbes Jahr später an den Buchdrucker August Gläser sen. und an Heinrich Haupt. Die Geschäftsübergabe findet am 1. Juli 1907 statt.

Ein gutes Jahr später, am 1. September 1908, tritt Heinrich Haupt als Gesellschafter aus. Für ihn kommt Wilhelm Kümmerle aus Vaihingen/Enz in die Firma, in der er als Mitgesellschafter von Gläser & Kümmerle bis zu seinem Ausscheiden am 30. September 1930 wirkt. Weil der Firmenname über die langen Jahre in der Bevölkerung zu einem festen Begriff geworden ist, wurde und wird er bis in die heutige Zeit weitergeführt, jetzt als Kommanditgesellschaft Gläser & Kümmerle.

In den Jahren ab 1907 arbeitet August Gläser sen. mit Elan und Weitblick am Ausbau des Verlages. Bereits drei Jahre nach dem Kauf des „Enz- und Metter-Boten“ erscheint ab dem 1. April 1910 viermal wöchentlich der „Bissinger Anzeiger“, eine eigene Zeitung für die Gemeinde Bissingen mit der wöchentlichen Gratisbeilage „Illustriertes Wochenblatt“. In einer Zuschrift eines auswärts wohnenden Bissinger Bürgers an den Verlag äußert sich dieser hocherfreut, dass für seinen Heimatort Bissingen a. E. ein Lokalblatt gegründet wurde. „Ich kann nicht umhin meiner Freude darüber Ausdruck zu geben, dass Bissingen so auf der Höhe der Zeit steht und mit einer eigenen Zeitung dem Fortschritt huldigt“.

Das Jahr 1924 ist in zweifacher Hinsicht ein weiteres entscheidendes in der Geschichte unserer Zeitung. Ab dem 1. Oktober 1924 erscheint der „Enz- und Metter-Bote“ nicht mehr viermal die Woche, sondern täglich. Der Zeitungskopf wurde leicht verändert. Im Untertitel lautet er nicht mehr „Generalanzeiger für Bietigheim und Umgebung, sondern „Bietigheimer Tagblatt“.

Zweite große Änderung ab dem 1. Oktober 1924 war das Erscheinen einer weiteren neuen Zeitung aus dem Verlag Gläser & Kümmerle, der „Großsachsenheimer Zeitung – Anzeiger für Kleinsachsenheim“, ebenfalls als täglich erscheinendes Blatt. Wie auch schon bei der Einführung des „Bissinger Anzeigers“ 14 Jahre zuvor, wurde mit kostenlosen Probenummern für das neue Informationsmedium in der Stadt geworben. Alle drei Zeitungen werden im Verlagshaus in der Kronenbergstraße 5 gedruckt, zu dieser Zeit noch am Vormittag des Erscheinungstages, denn seinerzeit ging es noch etwas gemächlicher zu. Als Druckmaschine steht in jenen Jahren auch noch keine Zeitungsrotationsdruckmaschine zur Verfügung; es wird auf eine Schnellpresse gedruckt, Bogen für Bogen.

Wöchentliche Sonderbeilage
Als besonderen Leserservice kann man die wöchentliche Sonderbeilage am Samstag bezeichnen. Bis zum Jahre 1932 liegt das „illustrierte Unterhaltungsblatt“ bei, eine nicht im Bietigheimer Verlag produzierte vierseitige Beilage in kleinem Format. Diese Beilage wird ab 1932 von dem „Süddeutschen Unterhaltungsblatt“ abgelöst, das bei Gläser & Kümmerle gedruckt wird. Die Schriftleitung der neuen Beilage liegt bei August Gläser jun., dem Sohn des Verlegers August Gläser sen., der 1922 in den väterlichen Betrieb einsteigt. Dieses Unterhaltungsblatt lag nicht nur den drei Zeitungen unseres Verlags bei, sondern wurde in einer Auflage von zirka 25 000 Exemplaren an weitere zehn Verlage geliefert. Bis in die Mitte der dreißiger Jahre erleben die drei Zeitungen im Verlag von Gläser & Kümmerle einen stetigen Zuwachs an Abonnenten, eine Entwicklung, die durch das Erscheinen der NS-Rundschau am 1. Juni 1935 eine jähe Wende erfahren sollte.

Info In loser Folge veröffentlicht die Redaktion weitere Berichte über die 150-jährige Geschichte der Bietigheimer Zeitung.