Pferde, Sport und Kunst an der Enz

Bietigheim-Bissingen Die Große Kreisstadt am Zusammenfluss von Enz und Metter bietet nicht nur historische Architektur, sondern auch außergewöhnliche Kunst, touristische Sehenswürdigkeiten und viel Lebensqualität.

Wahrzeichen der Stadt: Das von Karl Etzel von 1851 bis 1853 erbaute Enzviadukt stand schon damals für den Beginn einer neuen Zeit und für die aufstrebende Industrialisierung. Foto: Oliver Bürkle

Als zweitgrößte Stadt des Landkreises Ludwigsburg ist die Große Kreisstadt Bietigheim-Bissingen weit über ihre Stadtgrenzen hinaus bekannt. Das hat die Enzstadt nicht nur ihrem Reichtum an historischen und sehr gut erhaltenen Fachwerkhäusern in der Altstadt zu verdanken, sondern auch ihrem Ruf als attraktiver Wohnort mit modernen Arbeitsplätzen, ihren erfolgreichen Sportlern und ihren Künstlern. Bietigheim-Bissingen hat den Spagat geschafft, sowohl wirtschaftlich erfolgreicher Standort von Unternehmen wie Porsche AG und Olymp-Hemden zu sein und dennoch über höchste Wohn- und Lebensqualität in der gesamten Region zu verfügen, mit einem vielfältigen Kultur- und Freizeitangebot, das sich durchaus mit der Kreisstadt Ludwigsburg messen kann.

Mit Weinbau zum Wohlstand
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Bietigheim 789 als „Budinc- heim“ in einer Schenkung an das Kloster Lorsch. Bereits 1364 bekam Bietigheim die Stadtrechte verliehen. Den Wohlstand der Stadt begründete der Weinbau und Handel im Mittelalter. Das 1507 errichtete Rathaus sowie das 1535 erbaute Hornmoldhaus sind mit ihren prächtigen Ausschmückungen historische Zeitzeugen des Reichtums der Stadt. Nach dem 30-jährigen Krieg verlor Bietigheim schnell an Bedeutung. Erst mit der beginnenden Industrialisierung und durch den Eisenbahnanschluss 1847 wurde der Bietigheimer Bahnhof zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt. Der Anschluss an das internationale Streckennetz schuf die Grundlage für die rasche industrielle Entwicklung, die ihren Höhepunkt mit der Ansiedlung der Germania Linoleumwerke 1899 erreichte, später DLW. Eigene Wohngebiete entstanden wie die Kammgarnspinnerei, das Aurain mit der Siedlung „Köpenick“ sowie die Sand-Siedlung.

Während des Zweiten Weltkriegs blieb Bietigheim-Bissingen von größeren Zerstörungen verschont, obwohl das Enzviadukt mehrfach Ziel von Luftangriffen war. In den Nachkriegsjahren wuchs die Bevölkerung stark. Das Wohngebiet Buch entstand als neuer Stadtteil.

1975 kam es zum Zusammenschluss der Stadt Bietigheim mit der Gemeinde Bissingen. 1989 richtete die Stadt die Landesgartenschau aus und feierte gleichzeitig ihr 1200-jähriges Bestehen.

Spitzensportler und Künstler
Heute ist die Stadt an Metter und Enz auch für ihre vielfältigen und erfolgreichen sportlichen Tätigkeiten bekannt: Die Handballer der SG BBM und die besonders erfolgreichen Handballerinnen spielen in der Bundesliga ebenso wie die Steelers im Deutschen Eishockey ganz oben mit. Der Bietigheimer Silvesterlauf zieht jährlich circa 3600 Teilnehmer und über 20 000 Zuschauer an.

Berühmt ist auch der Bietigheimer Pferdemarkt mit dem Pferdemarktturnier Anfang September. Moderne Kunstwerke und Skulpturen prägen die Stadt mit ihrer regen Kulturszene, aus der bekannte Musiker wie die Band Pur oder die Rapper Bausa und Rin hervorgingen. bz

 

Kunst in der Altstadt: der „Turm der grauen Pferde“ von Bildhauer Jürgen Goertz am Hillerplatz. Foto: Martin Kalb

Geschichte und Geschichten in der Altstadt

Ob Kunst oder Kultur, moderne Skulpturen oder historische Gebäude – Bietigheim-Bissingen liebt Gegensätze.

Die Stadt ist eine Station der Deutschen Fachwerkstraße. Das verdankt Bietigheim-Bissingen seiner einzigartigen Altstadt mit nahezu geschlossen erhaltenem historischen Gebäudestand. Im Kontrast dazu finden sich moderne Skulpturen, integriert in das historische Stadtbild. Dazu gehören das Ku(h)riosum des Bildhauers Jürgen Goertz auf dem Kronenplatz ebenso wie sein Turm der grauen Pferde am Hillerplatz oder seine Medaillons an der Villa Visconti – benannt nach Antonia Visconti, eine Wohltäterin der Stadt und Gemahlin Eberhards des Milden von Württemberg. Über 30 weitere Plastiken und Skulpturen kann man in der Stadt entdecken.

Ein Beispiel als Zeuge des Lebensgefühls und Wohlstands im 16. Jahrhundert ist das Hornmoldhaus, das heute als Stadtmuseum genutzt wird. Die aufwendige Fachwerkarchitektur und die nahezu vollständig erhaltene Innenausmalung mit der berühmten Sommerstube machen das von Sebastian Hornmold 1535/36 erbaute Gebäude zu einem der bedeutendsten Bürgerhäuser der Renaissance in Südwestdeutschland. bz

Das Hornmoldhaus, erbaut 1535. Foto: Archiv/Helmut Pangerl

Einwohner leben in 21 497 Haushalten in Bietigheim-Bissingen.

Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Einwohner.

Schüler besuchen 13 Schulen, von der Grundschule bis zum Gymnasium.

Plätze in 31 Kitas sind für die Jüngsten vorhanden.

Pflegeplätze in vier Pflegeheimen stehen für Senioren zur Verfügung. bz

789 Erste urkundliche Erwähnung Bietigheims

um 870 Erste urkundliche Erwähnung Bissingens

1364 Bietigheim erhält Stadtrechte

1847 Anschluss Bietigheims an das Eisenbahnnetz, in der Folge Industrialisierung

1851 – 1853 Bau des Eisenbahnviadukts

1967 Bietigheim wird Große Kreisstadt

1975 Zusammenschluss der Stadt Bietigheim mit der Gemeinde Bissingen zu Bietigheim-Bissingen

1989 Landesgartenschau und 1200- jähriges Jubiläum der Stadt Bietigheim- Bissingen

2014 Bietigheim-Bissingen feiert 650 Jahre Stadtrecht mit einem Jubiläumsfestakt bz