Gewachsen, natürlich, lebendig

Erdmannhausen Die Nachbargemeinde der Schillerstadt Marbach am Neckar kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, deren Spuren noch heute sichtbar sind.

Erdmannhausen zwischen Neckar und Murr bietet seinen Einwohnern neben einer gut entwickelten Infrastruktur eine schöne Lage im Naturraum Neckarbecken. Foto: Oliver Bürkle

Zwischen Neckar und Murr gelegen, nur einen Kilometer von der Schillerstadt Marbach am Neckar entfernt, liegt Erdmannhausen. Die Gemeinde selbst beschreibt ihren Charakter als „gewachsen, natürlich, lebendig“ und hat sich vor kurzem erst ein modernes Logo mit eben diesen Schlagworten gegeben, die auch für das zukünftige Erdmannhausen stehen sollen.

Die Gemeinde kann auf eine über 1200 Jahre alte Ortsgeschichte zurückblicken. Von der römischen bis zur jüngeren Geschichte finden sich noch zahlreiche Spuren. Neben dem früheren Herrenhof stand das im Rechnungsbuch der Gemeinde von 1582 erstmals erwähnte Rathaus. Es bestand schon vor 1580 und wurde 1604 an dieser Stelle neu errichtet. Im Erdgeschoss waren das Feuerwehrmagazin und eine Arrestzelle untergebracht. Im Obergeschoss befanden sich die Ratsund Amtsstuben und im Dachgeschoss war der Speicher für Naturalgüter. Bis 1967 war die Verwaltung in diesem Gebäude am unteren Ende der Rathausgasse, wo sich heute Parkplätze befinden. Das 1967 neu erbaute Rathaus wurde 2006/2007 erweitert und aufgestockt.

Gegenüber der Kirche an der oberen Gasse stand das erstmals 1437 erwähnte Pfarrhaus. Nach der teilweisen Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1644 wurde das Gebäude erst 20 Jahre später wieder instandgesetzt. 1745 wird das alte Pfarrhaus in den Aufzeichnungen als baufällig bezeichnet und wegen des schlechten Bauzustandes abgerissen. Das heutige und größere Gebäude wurde 1747/48 erbaut. Die angrenzende „Pfarrscheuer“ wurde ab 1954 zum Gemeindehaus umgebaut.

Erst 1899, 20 Jahre nach Eröffnung der Bahnlinie, erhielt Erdmannhausen einen Haltepunkt Erdmannhausen-Rielingshausen. Der Doppelname entstand durch die aufgeteilte Finanzierung durch Erdmannhausen und Rielingshausen. Bereits nach wenigen Jahren entstand ein reger Betrieb von Stückgutabfertigung und Fahrgästen. Ein wesentlicher Aspekt für die Entwicklung des Haltepunktes waren die nahe gelegenen Steinbrüche, die für einen regelmäßigen Güterverkehr von und nach Erdmannhausen sorgten. Mit Aufgabe des letzten Steinbruchs in den 1960er-Jahren begann auch der Abstieg des Bahnhofs. Mit der Verlängerung der S-Bahn von Marbach nach Backnang wurden der Haltepunkt 2012 mit Hochbahnsteig und Dach neu errichtet und der Bahnhofsvorplatz neu gestaltet.

Württembergs erste Brezelfabrik
Früher war die Wirtschaft Erdmannhausens größtenteils durch den Steinbruch und die Landwirtschaft geprägt. Seitdem der Steinbruch nicht mehr besteht, hat sich Erdmannhausen zu einem Standort für Unternehmen verschiedenster Branchen entwickelt. Zu den Arbeitgebern gehört etwa die Huober Brezel GmbH & Co. – das seit 1950 ansässige Unternehmen ist Württembergs erste Brezelfabrik und Erdmannhausens größter Arbeitgeber.

In Erdmannhausen gibt es vier Kindergärten und die Grundschule Astrid-Lindgren-Schule.

Die evangelische Kirche ist dem heiligen Januarius geweiht und ist Wahrzeichen der Gemeinde. Foto: Helmut Pangerl

Kirchliches Wahrzeichen und schwäbisches Backwerk

Die mittelalterliche Kirche steht für Heimatgefühl, ebenso wie das einzigartige Brezelmuseum.

Die mittelalterliche Januariuskirche gilt vielen Erdmannhausenern als Wahrzeichen für ihre Heimat. Der älteste Teil ist der vermutlich im 13. Jahrhundert als Schutzturm errichtete Kirchturm. Der Taufstein in der Taufkapelle stammt von 1494. Die evangelische Kirche ist dem heiligen Januaris geweiht. Das heutige Aussehen des Innenraums erhielt die mehrfach restaurierte Kirche nach den großen Renovierungen 1963 und 1993 sowie den Einbau der neuen Orgel 2009.

Das 2016 eröffnete und vom ehemaligen Firmenchef Karl Houber gegründetete Brezelmuseum gilt als einzigartig in seiner Art. Es widmet sich voll und ganz der Geschichte der Brezel, beleuchtet den Wandel des Lebensmittels von der handwerklichen zur industriellen Produktion. beschäftigt sich mit aktuellen Fragen der Landwirtschaft und Ernährung und erzählt in einer Ton- und Lichtinszenierung die Legende vom Uracher Bäcker Frieder, der angeblich die Brezel, die auch das Symbol der Bäckerzunft ist, erfunden haben soll.

Ein Denkmal für schwäbisches Backwerk: das Brezelmuseum. Foto: Oliver Bürkle

Einwohner leben in Erdmannhausen in 3245 Haushalten.

Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Erdmannhausener.

Schüler gehen auf die Astrid-Lindgren-Grundschule.

Kita-Plätze gibt es in vier Kindergärten.

Plätze für die Vollzeitpflege stehen in zwei Pflegeheimen zur Verfügung.

816 Erstmalige Erwähnung in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Murrhardt

1425 Erdmannhausen wird Eigentum der Grafen von Württemberg

1525 Zahlreiche Einwohner kämpfen im Bauernkrieg mit dem Bottwartaler Haufe

1892 Erste Postagentur wird eröffnet

1899 Anschluss an das württembergische Schienennetz mit Haltepunkt Erdmannhausen-Rielingshausen

1967 Bau des neuen Rathauses

1974 Erdmannhausen bleibt selbstständige Gemeinde

1989 Einweihung der Mehrzweckhalle auf der Schray

2016 Erdmannhausen feiert 1200- jähriges Bestehen

2022 Einweihung des neuen Senioren- Zentrums Haus Edelberg