Das Weindorf mit Kirschblüten

Erligheim Die beschauliche Gemeinde an den Ausläufern des Strombergs ist bekannt für seinen Anbau ausgezeichneter Weine und die größte geschlossene Kirschenanlage im mittleren Neckarraum.

Das 1989 fertig gestellte neue Rathaus mit stilisiertem Rebenbrunnen und die Ortsbücherei prägen die neue Ortsmitte von Erligheim. Foto: Oliver Bürkle

Schneeweiße Kirschenblüten soweit das Auge reicht: Die Erligheimer Kirschblüte ist mit über 1200 weiß blühenden Bäumen in der zweiten Aprilhälfte jedes Jahr ein ganz besonderer Anziehungspunkt für Besucher aus Nah und Fern, die zum traditionellen Kirschblütenfest in die kleine beschauliche Gemeinde kommen.

Bekanntheit hat Erligheim vor allem als hervorragendes Weinbaugebiet erlangt. Nachweislich wird seit über 700 Jahren Weinbau in Erligheim betrieben. Auf einer Fläche von rund 45 Hektar werden vorwiegend Rotweine wie Portugieser, Schwarzriesling und Lemberger angebaut, an Weißweinen dominieren Kerner und Riesling. Vom Aussichtspunkt „Weinkanzel“ am Rand der Kirschgärten genießen Wanderer, Spaziergänger und Besucher einen Rundum- Panoramablick vom Odenwald bis zur Schwäbischen Alb.

Wechselvolle Geschichte
In der idyllisch gelegenen Gemeinde im Naturpark Stromberg und Heuchelberg, an der Weinstraße Kraichgau-Stromberg, spielen nicht nur der Weinbau und die Streuobstwiesen mit alten Apfel- und Birnensorten sowie die Kirschbäume eine herausragende Rolle. Darüber hinaus hat Erligheim mit seinen den Ortskern prägenden Gebäuden aus dem 17. Jahrhundert und deren gelungenen Erneuerung auch historisch viel zu bieten. Als sogenanntes „Dreigestirn“ bilden die Vordere Kelter, die evangelische Johanneskirche und das Alte Rathaus ein besonders interessantes Ensemble in der Ortsmitte, ebenso wie der modern gestaltete Rebenbrunnen und das neue Rathaus.

In seinem über 1200-jährigen Bestehen kann Erligheim auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Mehrmals wechselte der Ort die Besitzer, bis er 1785 unter Herzog Carl Eugen schließlich württembergisch wurde. Nach den Verlusten im 30-jährigen Krieg, den Folgen von Pest und Kriegen, wie 1799 als Schauplatz eines Gefechts mit Franzosen, entwickelte sich die Gemeinde nach und nach zu einem wohlhabenden Ort, vor allem wegen des einträglichen Weinbaus. Aufgrund eine Verwaltungsedikts des württembergischen Königs Wilhelm wurde 1822 die kommunale Selbstverwaltung eingeführt.

Eine lebendige Gemeinde
Heute ist Erligheim eine moderne und lebendige Gemeinde. Viele Firmen haben hier ihren Unternehmenssitz. Durch die zahlreichen Arbeitsplätze zieht es auch viele junge Familien in den Ort. Dazu trägt auch die hervorragende Kinderbetreuung bei und die gute medizinische Versorgung, ein starkes Engagement der Vereine und der Institutionen sowie ein vielfältiges kulturelles, sportliches und gesellschaftliches Leben.

Neben dem Kirschblütenfest sind die Erligheimer Weintage und das Straßenfest beliebte Veranstaltungen, die viele Gäste in die Gemeinde bringen. Verschiedene Wanderwege, die „Kibitzweg“, „Storchenweg“ oder „Spechtweg“ heißen, führen rund um Erligheim durch Wiesen und vorbei an den Weinbergen durch den Naturpark Stromberg-Heuchelberg. bz

Das Alte Rathaus steht mit der Johanneskirche und dem Bürgerhaus Vordere Kelter unter Denkmalschutz.. Foto: Helmut Pangerl

Das Dreigestirn der Erligheimer Ortsmitte

Besonders sehenswert: Historische Gebäude unter Denkmalschutz und ein alljährliches Naturerlebnis.

Das Alte Rathaus in der Ortsmitte wurde 1749 erbaut und diente bis 1989 als Sitz der Gemeindeverwaltung. Es wurde 1999 renoviert und steht heute zusammen mit der evangelischen Johanneskirche (erbaut ursprünglich 1480, in der heutigen Form 1740) und dem Bürgerhaus „Vordere Kelter“ (erbaut 1773, 2018 zum Bürgerhaus umgebaut) unter Denkmalschutz. Zusammen bilden die drei historischen Gebäude das „Dreigestirn“ der Erligheimer Ortsmitte.

Das Alte Rathaus wird heute für Kulturveranstaltungen und Vereinszwecke genutzt. Die Ortsbücherei befand sich bis 2011 ebenfalls im Alten Rathaus und ist jetzt in einem sanierten Fachwerkhaus in unmittelbarer Nachbarschaft untergebracht. Mehr als 60 Prozent der Gemeindefläche werden in Erligheim landwirtschaftlich genutzt. Ein besonderes Erlebnis ist im Frühjahr das traditionelle „Kirschblütenfest“ mit Tausenden von Besuchern. Über 1200 Kirschbäume auf zusammenhängender Fläche erblühen in voller Schönheit. Zur Kirschernte ab Juni kommen viele Kirschliebhaber, um direkt beim Erzeuger zu kaufen. bz

Über 1200 Kirschbäume blühen im Frühjahr. Foto: Martin Kalb

Einwohnerinnen und Einwohner leben derzeit in 1796 Haushalten in Erligheim.

Schülerinnen und Schüler besuchen die Grundschule Erligheim-Hofen.

Betreuungsplätze stehen für die Jüngsten im Kinderhaus und 30 Plätze im Krippenhaus zur Verfügung.

Pflegeplätze im Kleeblatt- Pflegeheim gibt es für die Senioren in Erligheim sowie 14 Betreuungsplätze für die Tagespflege. bz

793 Erstmals urkundlich erwähnt als „Ernicheim“ in Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch

1785 Unter Herzog Carl Eugen wird Erligheim württembergisch

1799 Erligheim ist Schauplatz eines Gefechts mit den Franzosen

1822 Einführung der kommunalen Selbstverwaltung mit gewähltem Gemeinderat und Bürgerausschuss

1833 Einrichtung einer Kleinkinderbewahranstalt

1989 Einweihung neues Rathaus

1993 Veranstaltungen und historischer Festzug zum 1200-jährigen Bestehen

2017 Einweihung des Kleeblatt- Pflegeheims

2022 Beginn der Sanierung des Areals „Große Zehntscheuer/ Grüner Baum“ bz