Vom Dorf zur lebenswerten Stadt
Gerlingen Mit einer über 1200-jährigen Geschichte und einer rasanten Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Stadt heute ein beliebter Wohn- und Arbeitsstandort mit viel Lebensqualität.
Der Gerlinger Löwe auf dem Schlossberg wurde 1953 als Mahnmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges von Professor Fritz von Graevenitz errichtet. Foto: Helmut Pangerl
Nordwestlich an die Landeshauptstadt Stuttgart angrenzend liegt Gerlingen landschaftlich reizvoll zwischen Wäldern und Streuobstwiesen. Die Stadt blickt auf eine über 1200 Jahre alte Tradition zurück. Bereits 797 wurde das Dorf Gerlingen erstmals urkundlich erwähnt.
Nach 1945 entwickelte sich aus dem landwirtschaftlich geprägten Dorf schnell eine große Gemeinde mit stark wachsender Einwohnerzahl: 1958 wurde Gerlingen Stadt. Viele mittelständische Firmen siedelten sich an, bis hin zu Weltunternehmen wie die Robert Bosch GmbH. Die hervorragende Verkehrsanbindung Gerlingens an die Autobahn und den öffentlichen Nahverkehr trugen entscheidend zu dieser Entwicklung bei.
Familienfreundliche Stadt
Gerlingen gilt nicht nur als lebenswerte, sondern auch als sehr familienfreundliche Stadt. Ein Familienzentrum, mehrere Kinderhäuser und ein Kindertagheim bieten von morgens bis nachmittags Betreuung für Klein- und Kindergartenkinder. Zwei Grundschulen, eine Realschule und ein Gymnasium decken den Bildungsstandard für alle Altersklassen ab. Für die ältere Generation gibt es ein Informations- und Beratungsangebot durch den Sozialen Dienst und mit dem „Haus der sozialen Dienste“ im Alten Rathaus einen Treffpunkt für die Senioren.
Auch an Sehenswürdigkeiten hat die Stadt einiges zu bieten. Auf dem Schlossberg findet sich das 1953 vom späteren Ehrenbürger Professor Fritz von Graevenitz errichtete Denk- und Mahnmal des „Gerlinger Löwens“, der auf der historischen Stätte der alten Burg Richtenberg mit weitem Blick über Gerlingen steht. Der Löwe erinnert an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. Er verkörpert Kraft und Mut und soll mit seinem symbolischen Schrei alle Menschen weit im Land zur Vernunft mahnen.
Das 1763 unter Herzog Carl Eugen von Württemberg erbaute Schloss Solitude wurde 1858 Teil der Gemeinde Gerlingen. Erst im April 1942 wurde die Solitude in die Stadt Stuttgart eingemeindet. Die Familie des Dichters Friedrich von Schiller war eng mit der Solitude verbunden. Schillers Vater wurde 1775 Leiter der herzoglichen Hofgärten auf Schloss Solitude. Friedrich Schiller selbst war Schüler der Karlsschule auf Schloss Solitude, einer Eliteschule für Söhne angesehener Familien.
Kultur und Feste
Neben dem Graevenitz-Museum, dem Stadtmuseum mit Dauerund Sonderausstellungen, dem Stadtarchiv, der Stadtbücherei und dem Theater sorgen eine Vielzahl von Vereinen für eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung. Auch gefeiert wird gern in Gerlingen: das traditionelle Straßenfest, das Weinblütenfest, das Rathausplatzfest oder der Gerlinger Musiksommer sind nur einige Beispiele für das vielfältige Gemeinschaftsleben. Dazu kommt ein hoher Erholungswert durch den umliegenden Gerlinger Wald.
Die Stadt Gerlingen pflegt drei Städtepartnerschaften mit Vesoul (Frankreich), Tata (Ungarn) und Seaham (England) sowie eine Städtefreundschaft mit Gefell (Vogtland). bz
Das Alte Rathaus ist heute Treffpunkt für Senioren und ein „Haus der sozialen Dienste“. Fotos: Helmut Pangerl
Zwischen Historie und modernem Weltunternehmen
Gerlingen ist Sitz des weltweit größten Automobilzulieferers mit über 400 000 Mitarbeitern.
Das Alte Rathaus mit Urbanbrunnen wurde 1828 anstelle eines früheren Rathauses erbaut. Wohl schon vor der Reformation (1534/35) wurde der Brunnen mit der Figur des Weinheiligen Urban aufgestellt. Bereits 1732 hat man ihn als „uralt“ bezeichnet. Eine Renovierung des Alten Rathauses erfolgte 1950 und 1990. Bis 1967 diente das Alte Rathaus als Verwaltungssitz der Stadt Gerlingen. Dann wurde das neue Rathaus, das direkt daneben erbaut wurde, bezogen. Seit 1993 ist das Alte Rathaus Sitz des „Hauses der sozialen Dienste“ und wurde für kranke Menschen zur Anlaufstelle. Für die Senioren ist das Alte Rathaus zu einem Treffpunkt mitten in der Stadt geworden.
Einer der größten Arbeitgeber ist die Robert Bosch GmbH, deren Hauptverwaltung seit 1969 ihren Sitz auf der Schillerhöhe hat, ebenso wie ihren Standort für den Bereich Forschung. In Deutschland hat Bosch rund 131 800 Mitarbeiter, weltweit über 401 000. Mit ihrer Automobilsparte, die im Jahr 2020 für 59 Prozent des Konzernumsatzes verantwortlich war, ist die Robert Bosch GmbH der weltweit größte Automobilzulieferer. bz
Einer der Hauptarbeitgeber ist die Robert Bosch GmbH.
Einwohner leben in 9575 Haushalten in Gerlingen.
Jahre beträgt das Durchschnittsalter.
Schülerinnen und Schüler insgesamt besuchen zwei Grundschulen, eine Realschule und ein Gymnasium.
Kinder werden in 14 Kinderhäusern, Kitas und Kinderkrippen betreut.
Plätze in Pflegeheimen, in ambulant betreuten WGs und im Betreuten Wohnen stehen für Senioren zur Verfügung. bz
797 Erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Gerlingen
1463 bis nach 1495 Bau der Petruskirche
1558 Einrichtung einer Schule
1763 Herzog Carl Eugen lässt sich das Lustschloss Solitude bauen
1926 Straßenbahnverbindung Feuerbach- Gerlingen
1942 Zwangsweise Ausgemeindung der Solitude nach Stuttgart
1958 Gerlingen wird Stadt
1969 Ansiedlung der Firma Bosch auf der Schillerhöhe
1982 Einweihung Stadtmuseum
1997 1200-Jahr-Feier in Gerlingen
2021 Gerlingen wird als Fair-Trade -Stadt zertifiziert bz