Wilhelm Maurer 1958 beim Einspannen der bleiernen Druckplatten auf die 16-seitige Rotationsmaschine im alten Verlagsgebäude. Foto: BZ-Archiv

Wilhelm Maurer 1958 beim Einspannen der bleiernen Druckplatten auf die 16-seitige Rotationsmaschine im alten Verlagsgebäude. Foto: BZ-Archiv

Bericht

Jahre des Aufbaus und Aufschwungs

 

BZ-Jubiläum 1949 bis heute: 1972 wird der Enz- und Metter Bote in Bietigheimer Zeitung umbenannt. Die 1970er- bis
1990er-Jahre sind von technischen Neuerungen geprägt.

Mit dem Erscheinen der „Bönnigheimer Zeitung“ im Juni 1949 und dem Wiederaufleben des „Enz- und Metter-Boten“ am 1. September desselben Jahres setzen August Gläser jun. und sein Bruder Erich die Tradition der Verlegerfamilie fort. Ein Vierteljahr später wird die Zeitung laut Beschluss des Bissinger Gemeinderates Amtsblatt für öffentliche Bekanntmachungen. Mit einer Auflage von rund 5000 Exemplaren startete man in den 50er-Jahren und musste bald feststellen, dass die Räumlichkeiten im Haus an der Metter nicht mehr lange den Bedürfnissen von Verlag und Druckerei entsprachen. Aus diesem Grund wird 1956 das „Konsumareal“ am Kronenberg 10 gekauft und 1959 ein neues Betriebsgelände erstellt, in dem Zeitungsverlag und Akzidenzdruckerei Platz finden. Die Zeitung wird allerdings noch einige Jahre auf einer 16-seitigen Rotation im alten Gebäude gedruckt.

Sechs Jahre später, die tägliche Zeitungsauflage betrug fast 8000 Exemplare, wurde bereits ein Erweiterungsbau zur Aufstellung einer neuen Zeitungsrotation notwendig. Die 32-seitige KoebauZeitungsdruckmaschine sollte acht Jahre lang für die Zeitungsproduktion laufen, bevor sie 1973 weiterverkauft wurde.

Aus „Enz- und Metter-Bote“ wird „Bietigheimer Zeitung“
Die 70er-Jahre waren geprägt vom weiteren Aufschwung des Verlages, von Ausbau, Modernisierung und stetig steigenden Auflagezahlen. In diese Zeit fällt auch die Umstellung der Erscheinungsweise der Zeitung als Morgenzeitung, vorher war der Enz- und Metter-Bote stets am Vormittag produziert und danach verkauft bzw. vertrieben worden.

1972 wird das Heimatblatt in Bietigheimer Zeitung umbenannt, um einen engeren Bezug zur Stadt und den Einwohnern zu dokumentieren. Vernachlässigt man den Zeitraum von 1941 bis 1943, als die NS-Presse Baden-Württemberg ihre Einheitszeitung unter dem Titel „Bietigheimer Zeitung“ herausgab, dann hat auch der Zeitungstitel im Jubiläumsjahr einen Grund zum Feiern: Er ist 50 Jahre alt. 1973 erscheint zusätzlich die Sachsenheimer Zeitung und die Auflage aller Zeitungen überschreitet erstmals die 10 000er-Marke. Mit einer der neuen Druckmaschine ist auch die Umstellung auf das sogenannte „Rheinische“ Format verbunden, das größer als das früher übliche „Berliner“ Format ist und bis heute beibehalten wurde. Mit dem Jahre 1973 endet auch die aktive Ära von August Gläser, er erkrankt im Frühjahr und stirbt im Sommer 1974.

In seiner Nachfolge übernehmen seine Söhne Manfred als Geschäftsführer und Wolfgang in dritter Generation das Unternehmen und setzen die erfolgreiche Verlegertradition fort. Die komplette Zeitungstechnik erfährt eine revolutionierende Änderung durch die Umstellung von Bleisatz auf Fotosatz, was auch den Kauf einer neuen Zeitungsrotation bedeutet und gleichzeitig damit verbunden die Umstellung vom bisherigen Buchdruckverfahren auf das modernere Offset-Druckverfahren.

Auch die Zeitungsexpedition musste modernisiert werden. Jahrzehntelang hatten fleißige Hände Nacht für Nacht die Prospektbeilagen in mühevoller Handarbeit in die einzelnen Zeitungsexemplare eingesteckt. Die steigende Nachfrage seitens der werbenden Wirtschaft einerseits, die Zeitverzögerung bei der Zeitungsauslieferung andererseits machten es nötig, auch in diesem Bereich zu investieren. Die Entscheidung fiel für ein modernes Einsteck- und Transportsystem der Schweizer Firma Ferag.

Neue Produkte für einen wachsenden Markt
1974 erscheint erstmals das Wochenblatt „Die Rundschau“ mit einer Startauflage von rund 25 000 Exemplaren für den Raum Bietigheim und Umgebung. Gestaltung und redaktioneller Teil des Blattes lassen es schnell zum zweitgrößten Wochenblatt des Kreises Ludwigsburg werden, und die heutige Auflage mit über 120 000 Exemplaren im nördlichen Kreisgebiet zeigt die hohe Marktakzeptanz bei Lesern und Inserenten.

Auch im örtlichen Bereich wird die Herausgabe eines weiteren Produktes notwendig, und so erscheint 1982 erstmals der Vorläufer des heutigen „Stadtanzeigers“ für Bietigheim-Bissingen, der jetzt monatlich in einer Auflage von über 19 000 Exemplaren an die Haushalte der Stadt verteilt wird. Neben neuen Produkten und der Modernisierung in den technischen Bereichen sind auch bauliche Maßnahmen in diesen Jahren notwendig. Den Erweiterungen und Aufstockungen des Gebäudes entlang der Karl-MaiAllee folgt 1995/96 der heutige Neubau entlang der Talstraße.

Um weiterhin am Standort produzieren zu können und den Anforderungen der Anzeigenkunden und Abonnenten nach mehr Farbe gerecht werden zu können, wird trotz wirtschaftlicher Rezession und dem damit verbundenen Risiko die mutige Entscheidung für eine 48-seitige Rotations Druckmaschine der Firma MAN-Plamag getroffen.

Das bereits Ende der 1970er-Jahre modernisierte Zeitungstransport- und Einstecksystem musste im Zuge der Neuanschaffung der größeren Rotation ebenfalls erweitert werden. Diese Anlage ist in der Lage, mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Druckmaschine (30 000 Exemplare pro Stunde) gleichzeitig bis zu sechs Prospekte automatisch den Zeitungsexemplaren beizufügen, die Zeitungen zu zählen und Pakete mit vorgegebenen Stückzahlen auszugeben, was die Expedition sehr erleichtert und die Zeit vom Ausdruck der Zeitung bis zur Auslieferung an die Zusteller wesentlich verkürzt.

Da keine Raumreserven zu Verfügung stehen, musste dieser Neubau erstellt werden, der die neue Zeitungsdruckmaschine, die seit 1. Dezember 1996 in Betrieb ist, beherbergt und für die Zukunft noch Räumlichkeiten für weitere Aktivitäten bietet.

2006 übergibt Manfred Gläser die Leitung des Zeitungsverlags und der Druckerei an seinen Sohn Stefan, der damit das erfolgreiche Unternehmen in der vierten Generation führt.

Mehr als nur ein Zeitungsverlag
Heute sind bei der Druck- und Verlagsgesellschaft Bietigheim mbH, wie die geschäftsführende Firma seit einer Betriebsaufspaltung im Jahre 1980 firmiert, rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verlag und Produktion beschäftigt. Neben den drei Zeitungen Bietigheimer Zeitung, Sachsenheimer Zeitung und Bönnigheimer Zeitung und diversen zeitungsähnlichen Produkten werden in der Akzidenzdruckerei mit ihrem modernen Maschinenpark Drucksachen aller Art, von der Visitenkarte über Geschäftsdrucksachen bis hin zu Bildbänden produziert.

Im Zeitungshaus beheimatet ist auch der Pressezustellservice Ludwigsburg. Unter der Leitung des Bietigheimer Verlags führt dieser Zusammenschluss von Zeitungsverlagen des Kreises die Abonnementverwaltung sowie die zuverlässige Zeitungszustellung im Landkreis Ludwigsburg durch. Die Gesellschaft beschäftigt derzeit 650 Zeitungsausträger und Austrägerinnen, die Ihnen pünktlich Nacht für Nacht Ihre Zeitung in den Briefkasten stecken. Ferner werden in der ebenfalls zum Verlag gehörenden Bietigheimer Mediengesellschaft mit der Marke „newspepper“ Internetdienstleistungen, grafische Gestaltung von Print und Druck sowie verschiedene Veranstaltungen, wie beispielsweise Messen, organisiert und durchgeführt.

Zum 17-köpfigen Team der Bietigheimer Redaktion kommt zusätzlich noch eine Vielzahl freier Mitarbeiter. Alle sind sieben Tage die Woche unterwegs, um Ihnen von allem Wissenswerten aus der Region zu berichten. Der überregionale Teil der Zeitung, der sogenannte Mantel, wird seit 1968 in Kooperation mit der in Ulm ansässigen Südwestpresse hergestellt, digital übermittelt und in Bietigheim zum Gesamtprodukt zusammengeführt. Da die Zeitung seit Jahrzehnten Amtsblatt für die Stadt Bietigheim-Bissingen und des Landkreises ist, sind Sie als Leser über alle amtlichen Nachrichten stets auf dem Laufenden. Dem Trend der Zeit folgend, der Digitalisierung, erscheint seit wenigen Jahren die Bietigheimer Zeitung nicht nur als gedruckte Ausgabe, sondern auch in digitaler Form. Zu lesen auf Computer, Laptop oder Handy.

Verlegerisches Ziel und redaktioneller Anspruch sind in den 150 Jahren des Bestehens der Bietigheimer Zeitung mit ihren Vorläufern gleichgeblieben: ein unabhängiges und überparteiliches Presseorgan zu sein. So, wie es im Titel der Zeitung auch heute noch zu lesen ist.