Hochburg des Schäferlaufs

Markgröningen Die ehemalige Reichs-, Residenz- und Amtsstadt „Grüningen“ wurde durch ihr alljährlich im August
stattfindendes traditionelles Volksfest weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

Der Schäfertanz, der dem Königspaar huldigt, ist einer der Höhepunkte beim traditionellen Markgröninger Schäferlauf. Foto: Oliver Bürkle

Jedes Jahr am letzten Augustwochenende wird Markgröningen zum Anziehungspunkt von rund 100 000 Besucherinnen und Besucher. Durch den Schäferlauf wurde das 779 erstmals urkundlich erwähnte Markgröningen weit über seine Grenzen hinaus bekannt. Die Mischung aus jahrhundertealter Tradition und Volksfest mit modernen Elementen fasziniert das Publikum. Die Hauptattraktion ist dabei Jahr für Jahr das Wettrennen der echten Schäferinnen und Schäfer über eine Distanz von 300 Schritten, barfuß über das Stoppelfeld.

Inzwischen gehört der Schäferlauf zum immateriellen Kulturerbe der Unesco. Der historische Schäferlauf geht auf die Kirchweih der Bartholomäuskirche am 24. August und auf den alljährlichen Zunfttag der württembergischen Schäfer zurück, deren Schutzheiliger ebenfalls Bartholomäus ist. Urkundlich erwähnt wurde der Bartholomäus-Markt bereits 1445. Nach zweijähriger Corona-Pause findet der Schäferlauf in 2022 wieder vom 26. August bis zum 29. August statt.

Die Bartholomäuskirche mit wertvollen Wand- und Deckenmalereien im Inneren gehört zusammen mit dem eindrucksvollen Fachwerk-Rathaus von 1441 und dem atmosphärischen Marktplatz zum spätmittelalterlichen Stadtensemble. Viele weitere historische Gebäude prägen das Stadtbild und sorgten dafür, dass die Schäferlaufstadt auf dem Abschnitt „Vom Neckar zum Schwarzwald und Bodensee“ in die Deutsche Fachwerkstraße aufgenommen wurde.

Attraktiver Wirtschaftsstandort Neben historischem Flair hat Markgröningen aber noch mehr zu bieten. Die Stadt gilt als attraktiver Wirtschaftsstandort. Die größten Arbeitgeber sind namhafte Unternehmen aus der Autoindustrie und die Orthopädische Klinik mit Reha-Zentrum. Eine gute Verkehrsanbindung über Autobahn und Busverbindungen zur nur 20 Kilometer entfernten Landeshauptstadt Stuttgart und nur zehn Kilometer entfernten Kreisstadt Ludwigsburg macht die Stadt für Pendler und Besucher gleichermaßen interessant.

Markgröningen verfügt über alle Schularten und zusätzlich über eine staatliche Schule für Körperbehinderte, ein Behindertenheim, ein großes Angebot an Kindergärten und zwei Pflegeheime. Rad- und Wanderwege in die großen Landschaftsschutzgebiete im Glems- und Leudelsbachtal sowie zahlreiche Naturdenkmale auf der Gemarkung bieten eine abwechslungsreiche Naherholung.

Das Kultur- und Freizeitangebot sorgt für viel Auswahl. Neben dem traditionsreichen Schäferlauf findet regelmäßig im Frühsommer das Internationale Fest der Kulturen statt (aktuell am Samstag, 2. Juli 2022) und eine Woche vor dem Schäferlauf das Internationale Musikfest. Zu den bekannten Persönlichkeiten der Stadt zählt unter anderem der Sänger Philipp Poisel, der hier seine Kindheit und Jugendzeit verbrachte.

Den Wohlstand in seiner Blütezeit im 15. Jahrhundert repräsentiert das sehenswerte Rathaus von Markgröningen. Foto: Martin Kalb

Beeindruckende Bauwerke der Stadtgeschichte

Das Fachwerk-Rathaus und die Bartholomäuskirche gehören zu den Sehenswürdigkeiten Markgröningens.

Das Rathaus von 1441 war ursprünglich ein multifunktionaler Bau. Auf 54 Eichenständern erbaut, stand das imposante Bauwerk der mittelalterlichen Fachwerkkunst für den Wohlstand der Bürgerschaft. In den einzelnen Geschossen befanden sich verschiedene Verkaufsstände und die Amtsräume. Größere Baumaßnahmen fanden 1848 statt, 1928/30 eine Grundsanierung. Bis 1957 war die Feuerwehr hier untergebracht und bis 1963 der städtische Müllwagen. Dann wurde die Südseite endgültig geschlossen und eine Fachwerkwand rekonstruiert.

In diesem Jahr feiert die Bartholomäuskirche 750 Jahre Glockenweihe. Die gotische Kirche entstand in mehreren Bauphasen vom 13. bis 15. Jahrhundert und wurde an der Stelle einer romanischen Vorgängerkirche erbaut. Ursprünglich war sie den Aposteln Peter und Paul geweiht, darauf weisen Schlusssteine im Chor und Schnitzarbeiten am Chorgestühl aus dem 14. Jahrhundert hin. Vermutlich stand die Umbenennung zur Bartholomäuskirche im Zusammenhang mit dem traditionsreichen Bartholomäusmarkt, dies ist aber nicht eindeutig nachgewiesen.

Beeindruckend: die Bartholomäuskirche. Foto: Oliver Bürkle

Einwohner leben im gesamten Stadtbereich von Markgröningen.

Schüler insgesamt besuchen sieben Schulen in Markgröningen.

Kinder besuchen insgesamt zwölf städtische, kirchliche und private Kindertagesstätten.

Pflegeplätze stehen in zwei Pflegeheimen für Senioren zur Verfügung.

779 Erstmals erwähnt als „Gruoninga“ in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda

1243 Stauferkaiser Friedrich II. lässt auf der Markung des Dorfes eine Stadt anlegen

1299-1322 Freie Reichsstadt, 1336 als Erblehen an Graf Ulrich III. von Württemberg

1440/41 Bau des Rathauses als „Mehrzweckbau“

1445 Erstmalige urkundliche Erwähnung des Bartholomäus- Marktes mit Schäferlauf

1897 Gründung der Landesarmenanstalt, heute Standort der Orthopädischen Klinik Markgröningen

1899 Erste Fabrikanlage der Seidenstoffweberei Kollmer und Müller

1973 Eingemeindung von Unterriexingen

1979 1200-Jahr-Jubiläumsfeier der Stadt Markgröningen