Der Charme vergangener Zeiten

Oberriexingen Eine lange Historie, dörfliches Ambiente und erfolgreicher Widerstand gegen eine Eingemeindung
zeichnen die kleinste Stadt im Landkreis aus.

Wie ein Blick in ein anderes Jahrhundert: Das historische Flair der Fachwerkhäuser in der Hauptstraße
und das dörfliche Ambiente verzaubern bis heute. Fotos: Martin Kalb

Eine kleine Stadt mit ganz viel Herz – so beschreibt sich Oberriexingen selbst. Die kleinste Stadt im Landkreis Ludwigsburg hat sich während der Gemeindereformen Anfang der siebziger Jahre erfolgreich gegen eine Eingemeindung gewehrt und ihre Selbstständigkeit erhalten. Sie liegt idyllisch im Enztal und ist heute ein familienfreundlicher Wohnort mit einem vielfältigen Vereins-, Sport- und Kulturleben.

Oberriexingen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon zu Römerzeiten wurde die Landschaft besiedelt und bebaut, wie sieben Hügelgräber und vier römische Gutshöfe beweisen. Letztere sind teilweise heute noch im Römerkeller-Museum zu besichtigen. Urkundlich erwähnt wurde Oberriexingen erstmals im Lorscher Codex am 11. April 793. Um 1360 tauchte die erstmalige Bezeichnung als Stadt auf.

Historische Stadtmauern
Bis heute sind auch Teile der historischen Stadtmauer und viele Fachwerkgebäude erhalten. Die engen, winkligen Gassen zeigen, dass Oberriexingen schon immer von bäuerlichem Leben geprägt war. Dazu gehörten Weinbau, Fischerei und der Mühlenbetrieb. Um 1900 wurden diese Tätigkeiten eingestellt und ab den sechziger Jahren verlor auch die früher vorherrschende Landwirtschaft endgültig ihre Bedeutung.

Das Leben in Oberriexingen war auch immer von Überschwemmungen und Hochwasser geprägt. Vor allem im 19. und 20. Jahrhundert gab es extreme Pegelstände, bis 5,43 Meter Höhe. Erst 1962 wurde mit dem Enzdamm Abhilfe geschaffen.

Der Weinbau spielte in Oberriexingen eine große Rolle und wurde erstmals um 1120 erwähnt. Die ehemalige Kelter, die heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird, zeigt noch die Bedeutung der Weinherstellung.

Mit der ersten Industrieansiedlung um 1862 und dem Bau eines Wasserkraftwerkes 1898 wurde das Leben der Oberriexinger angenehmer.

Die Stadt ist Mitglied im 1994 gegründeten Zweckverband Eichwald. Zusammen mit Sachsenheim, Bietigheim-Bissingen und Sersheim wurde mit dem Gewerbepark Eichwald ein professioneller Wirtschaftsstandort geschaffen.

Beliebtes Ausflugsziel
Neben großzügigen Sportstätten wie der Sport- und Festhalle, zwei Fußballplätzen, einem Beachvolleyballfeld und Tennisplätzen punktet Oberriexingen im Freizeitangebot auch mit einem erst 2019 eröffneten „Funpark“ mit Pumptrack und Spielplatz. Die Anlage wurde in Zusammenarbeit mit der „Elterninitiative Funpark“ gegründet. Kanufahren, der Enztal- Radweg, Wanderwege durch das Enztal und eine ausgezeichnete Gastronomie machen Oberriexingen als Ausflugsziel über die Stadtgrenzen hinaus beliebt.

Seit 1979 besteht zwischen der französischen Gemeinde Ennery im Département Val-d’Oise im Norden Frankreichs und der Stadt Oberriexingen eine freundschaftliche Partnerschaft.

Kämmerin Carolin König organisiert Termine zur Besichtigung des Römerkeller-Museums.

Römischer Keller und mittelalterliche Kirche

Besondere Sehenswürdigkeiten in Oberriexingen sind der Römerkeller und die Georgskirche.

Das Museum im Römerkeller wurde 1962 eingeweiht. Es befindet sich im Untergeschoss eines Einfamilienhauses und besteht aus einem original erhaltenen Römerkeller, der Teil der römischen Villa Rustica war. Auf dem römischen Gutshof wurden vor 1800 Jahren Getreide, Obst und Gemüse angebaut und Rinder, Schweine, Ziegen und Hühner gezüchtet. Das Museum zeigt den Alltag der damaligen Bewohner anhand der Originalfunde von Geräten und Werkzeugen zu Ackerbau und Viehzucht sowie eine Sammlung von Kultbildern ländlicher Gottheiten.

Die Geschichte der Georgskirche reicht bis ins Mittelalter. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Kirche 1393. Die ursprünglich romanische Kirche wurde im 15. Jahrhundert im gotischen Baustil umgebaut und stark verändert. Beim großen Stadtbrand von 1693 wird auch die Georgskirche schwer beschädigt. Ab 1694 wird das Gotteshaus im Barockstil wieder aufgebaut und 1707 neu eingeweiht. Zwischen 1887 und 1889 wird das ehemalige Spitzdach durch die heutige „Welsche Haube“ ersetzt. 1910 fand nochmals eine grundlegende Renovierung und Umgestaltung der Kirche statt.

Wahrzeichen von Oberriexingen: die evangelische Georgskirche.

Einwohner leben in zirka 1500 Haushalten in Oberriexingen.

Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Oberriexinger.

Einpendler kamen 2020 nach Oberriexingen, 1525 fuhren in dieser Zeit aus dem Ort zur Arbeit.

Kinder besuchen die Grundschule, 61 davon sind in der Betreuung.

Kinder gehen aktuell in die insgesamt zwei Kindergärten, eine Krippe und den Waldund Naturkindergarten.

793 Erste urkundliche Erwähnung „Rutgisingen“ im Lorscher Codex

Um 1120 Frühester Beleg für Weinbau in Oberriexingen

1360 Erste Erwähnung von Oberriexingen als Stadt

1393 Erwähnung der Georgskirche

1693 Französische Armee plündert Oberriexingen und zerstört große Teile der Stadt

1777 erste befahrbare Enzbrücke

1875 Bau der massiven Enzbrücke

1898 Errichtung Wasserkraftwerk

1962 Einweihung des Römerkeller- Museums

1974 Oberriexingen bleibt Stadt

2018 Oberriexingen feiert 1225-jähriges Jubiläum