Zwischen Urzeit und Gegenwart

Steinheim an der Murr Die „Stadt an der Pforte zum Bottwartal“ liegt in reizvoller Naturlandschaft. Steppenelefant und Urmensch machten die Stadt über ihre Grenzen hinaus bekannt.

Der Steinheimer Steppenelefant „Steppi“ ist das Wahrzeichen von Steinheim und steht unübersehbar im Kreisverkehr. Fotos: Martin Kalb

Die Stadt Steinheim an der Murr ist heute ein beliebter Wohnort und ein gern frequentiertes Naherholungsgebiet im Mittleren Neckarraum. Darüber hinaus gilt Steinheim mit seinen steilen Weinbergen als eine der besten Weinlagen im württembergischen Raum.

Wirklich bekannt über die Grenzen hinaus machte die Stadt allerdings etwas ganz anderes. Denn Steinheim ist der Fundort des „Homo Steinheimensis“: benannt nach dem Fund des Schädels einer etwa 25-jährigen Frau aus der Holstein-Warmzeit. 1933 entdeckte Karl Sigrist Junior den Schädel in der Kiesgrube seines Vaters. Der Schädel wurde wahrscheinlich durch Hochwasser angeschwemmt und hat ein geschätztes Alter von zirka 400 000 Jahren. Vom dazugehörigen Skelett des Körpers fehlt jede Spur. Der Urmensch-Schädel gilt als drittältester Fund aus der Frühgeschichte der Menschheit in Deutschland.

Wahrzeichen der Stadt
Die Schädelkopie des „Steinheimer Urmenschen“ kann man im Urmensch-Museum besichtigen, ebenso wie weitere Exponate von der Altsteinzeit bis zur Würmeiszeit rund um Steinheim.

Dazu gehört auch das größte Exponat des Museums: das 1910 in der Grube Sammet gefundene, vier Meter hohe Skelett des Steinheimer Steppenelefanten. „Steppi“, wie der urzeitliche Steppenelefant liebevoll von den Steinheimern genannt wird, soll vor zirka 200 000 Jahren gelebt haben. Das ausgewachsene, männliche Tier mit den langen, gekrümmten Stoßzähnen beeindruckt durch seine Größe die Museumsbesucher bis heute. Als Wahrzeichen Steinheims ziert „Steppi“ den Kreisverkehr in Steinheim.

Aber auch in der Gegenwart hat Steinheim viel zu bieten. Das Museum zur Kloster- und Stadtgeschichte erzählt anschaulich in einer Dauerausstellung und in Wechselausstellungen von der Geschichte Steinheims. Weithin bekannt und in der warmen Jahreszeit gern besucht ist das Mineralwellenfreibad „Wellarium“ Steinheim-Murr.

Burg Schaubeck
Etwas Besonderes ist die Burg Schaubeck, erstmals urkundlich erwähnt 1272, die zwischen Steinheim und Kleinbottwar liegt. Die Burg befindet sich seit fünf Generationen im Privatbesitz der Familie Graf Adelmann und ist zugleich Sitz des Weingutes „Graf Adelmann“. Der Weinverkauf und die Veranstaltungen im Park sind öffentlich zugänglich, zum Beispiel an den alle zwei Jahre stattfindenden Wein- und Kulturtagen.

Idyllisch gelegen
Mit der Eingemeindung der Ortschaften Kleinbottwar (1971) und Höpfigheim (1973) vergrößerte Steinheim seine Gemarkungsfläche auf 2318 Hektar. Das Höpfigheimer Schloss, das bereits 1339 als Burg erwähnt wurde, war im Laufe der Jahrhunderte Adelssitz, Rathaus und Schule und ist heute Veranstaltungsort. Kleinbottwar zeichnet sich als „malerisches Weindorf“ aus, idyllisch eingebettet zwischen Wiesen und Weinbergen. Viele Rundwanderwege führen durch das landschaftlich reizvolle Bottwartal und werden gern genutzt.

Die zentrale Lage zwischen Stuttgart und Heilbronn und die nahe Kreisstadt Ludwigsburg machen Steinheim auch für Pendler zu einem attraktiven Wohnort.

Auf dem steinernen Sockel von 1580 wurde 1686 nach einem großen Brand das Rathaus neu aufgebaut.

Lebendige Geschichte überall in Steinheim

Von Schädelfragmenten bis Salzhandel – die Geschichte Steinheims ist vielfältig und überall präsent.

Das 1686 neu erbaute Rathaus ist noch heute Hauptsitz der Stadtverwaltung. Vom 16. Jahrhundert bis 1814 wurde hier im Salzkontor der Salzhandel für die umliegenden Gemeinden und Marbach betrieben. Das Urmensch-Museum wurde 1968 im sogenannten Hans-Trautwein- Haus eingeweiht. Hier erfährt man alles Wissenswerte zum Schädelfund des „Homo Steinheimensis“ sowie über die Entwicklung des Frühmenschen und die Großsäuger der damaligen Tierwelt.

So könnte die Urmensch-Frau, deren Schädel 1933 entdeckt wurde, ausgesehen haben.

Einwohner hat Steinheim gemeinsam mit den Teilortschaften Kleinbottwar und Höpfigheim.

Schüler und Schülerinnen gibt es an insgesamt fünf Schulen (drei Grundschulen, eine Hauptschule mit Werkrealschule und eine Realschule) in Steinheim, Kleinbottwar und Höpfigheim.

kommunale Kinderbetreuungseinrichtungen und ein freier Träger haben Platz für die kleinsten Einwohner in Steinheim.

Vereine und Verbände sorgen für ein reges gemeinschaftliches Leben, von Sport bis Kultur.

832 Erste Nennung Steinheims im Schenkungsbuch des Klosters Lorsch

1254/55 Stiftung und Gründung des Klosters Mariental von Ritter Berthold von Blankenstein und seiner Gattin Elisabeth, geborene von Steinheim

1634 Im Dreißigjährigen Krieg brennen bei Kämpfen Rathaus, Kirche, Mühle und Schule ab

1858 Steinheim entwickelt sich zum Zentrum der Sitzmöbelindustrie

1910 Fund des Skeletts eines über 200 000 Jahre alten Steppenelefanten

1933 Fund der Fragmente eines Schädels, des sogenannten „Homo Steinheimensis“

1955 Steinheim wird zur Stadt erhoben