Die Wein- und Museumsstadt

Bönnigheim Historische Bauwerke in der Altstadt, exzellenter Wein, einzigartige Museen und idyllische Landschaft: In der Stadt am Stromberg lässt sich vieles entdecken und gut leben.

Die spätgotische Cyriakuskirche hat alle Kriege unversehrt überstanden und bietet heute einzigartige Kirchenkunstwerke mit Seltenheitswert. Foto: Martin Kalb

Am Südrand des Strombergs und der Württemberger Weinstraße gelegen ist die Stadt Bönnigheim dank ihrer vielen Sehenswürdigkeiten und denkmalgeschützten Gebäuden eine der meistbesuchten Kommunen im Landkreis. Erstmals wurde der Ort 793 im Lorscher Codex erwähnt. Nach 1288 war er zunächst im Besitz der Habsburger und wurde für einige Jahre freie Reichsstadt.

Unter der Oberlehensherrschaft von Mainz entstand Ende des 14. Jahrhunderts das Ganerbiat, das fast 400 Jahre lang dauerte. Die wichtigsten Ganerben waren die Herren von Sachsenheim, Neipperg, Liebenstein und Gemmingen. Sie teilten sich die Verwaltung der Wein- und Handelsstadt. 1750 endete das Ganerbiat: Bönnigheim kam als Lehen an den Reichsgrafen Friedrich von Stadion. 1785 wurde Bönnigheim württembergisch, als Herzog Karl Eugen die Stadt kaufte.

Die über 1200-jährige Geschichte ist überall in der Stadt erlebbar. Auf einem historischen Rundgang kommt man an knapp 50 Bauwerken vorbei. Neben dem Stadionschen Schloss im Barockstil ist besonders die Cyriakuskirche ein sowohl historisch als auch architektonisch bedeutendes Bauwerk.

Die Kirche ist eines der beherrschenden Bauwerke der Bönnigheimer Altstadt. Um 1100 wurde sie das erste Mal erwähnt, der Turm von 1280 ist der älteste Teil. Der auf Säulen ruhende Querbau zwischen Langhaus und Chor ist einer der ganz wenigen in Württemberg erhaltenen Lettner (um 1440). Der geschnitzte Hochaltar von 1480 ist für die Kirchen Württembergs einmalig. Ein Kuriosum ist das Tafelbild der Barbara Schmotzerin aus dem 15. Jahrhundert: Sie soll in Bönnigheim 53 Kinder zur Welt gebracht haben und damit die kinderreichste Frau Deutschlands sein.

Auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Museen haben hier ihren Sitz. Das Schwäbische Schnapsmuseum ist genauso einzigartig wie das Museum Arzney-Barockküche oder das Museum Sophie La Roche, das der ersten bedeutenden deutschen Schriftstellerin gewidmet ist.

Wein und Weltunternehmen
Neben dem Weinbau, der schon zur Römerzeit hier betrieben wurde, zeichnet sich Bönnigheim auch als Sitz von bedeutenden Unternehmen aus. 1854 gründeten Alois Amann und Immanuel Böhringer eine Firma für die Fabrikation von gezwirnter und gefärbter Seide, später als „Amman & Söhne“ bekannt. Bis 2000 wurde hier produziert. Auf Schloss Hohenstein befindet sich ein weltweit tätiges Textilforschungs- und Ausbildungszentrum.

Neben einem regen Vereinsleben, einer ausgebauten Infrastruktur und einem vielseitigen Kulturleben bietet die Stadt Bönnigheim auch eine besondere Naturlandschaft mit hohem Freizeitwert.

Der Erlebnispark Tripsdrill ist in unmittelbarer Nähe und beliebtes Ausflugsziel. Das Ganerbenfest, die Museumsnacht oder Weinfestivals locken Besucher von nah und fern in das „Rothenburg des Zabergäus“, die Ganerbenstadt Bönnigheim. bz

Das Stadionsche Schloss wurde 1756 als Sommerresidenz von Reichsgraf Friedrich von Stadion erbaut. Foto: Helmut Pangerl

Spätbarockes Schloss und mittelalterlicher Turm

Historische Zeitzeugen bestimmen das Stadtbild – von unübersehbar bis architektonisch verspielt.

Friedrich Graf Stadion baute sich sein Landschlösschen 1756 als Sommerresidenz aus. Das Stadionsche Schloss ist ein verspieltes Bauwerk im spätbarocken Stil. Hier im Schloss verfasste seine Schwiegertochter Sophie La Roche den ersten Roman, der in Deutschland von einer Frau veröffentlicht wurde. 1792 wurde das Schloss Wohnsitz des späteren Herzogs Ludwig Eugen von Württemberg. Es wurde als königliches Forstamt Stromberg genutzt, für die königliche Taubstummenanstalt, als „Schiller-College“ amerikanischer Studenten und vom Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland. Von 1996 bis 2020 war hier die Sammlung Zander, die weltweit größte Sammlung für Naive Kunst und Art Brut, untergebracht. Heute finden im Schloss und Schlosshof viele Veranstaltungen statt, von Konzerten bis hin zu Hochzeiten.

Der Köllesturm ist der Torturm der früheren Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert. Er wurde nach dem letzten dort wohnenden Turmwächter Kölle benannt. Seine heutige Dachform erhielt er im späten 18. Jahrhundert. bz

Der Köllesturm wurde 1286 erbaut. Foto: Martin Kalb

Einwohner leben in 3996 Haushalten in Bönnigheim.

Schülerinnen und Schüler besuchen das Schulzentrum mit Grundschule, Realschule und Gymnasium.

Kinder werden in neun kommunalen und kirchlichen Kitas und einer Krippe betreut.

Plätze stehen für Senioren und Seniorinnen im Kleeblatt Pflegeheim und im Betreuten Wohnen sowie über die Sozialstation zur Verfügung. bz

793 Erstmals urkundlich erwähnt

um 1370 Entstehung des Ganerbiats, verschiedene Rittergeschlechter teilten sich die Verwaltung

1750 Ende des Ganerbiats

1756 Bau des Stadionschen Schlosses durch Friedrich von Stadion

1785 Bönnigheim kam durch Kauf von Herzog Karl Eugen zu Württemberg

1854 Gründung der Nähseidenfabrik „Amann & Böhringer“, ab 1882 „Amann & Söhne“

1945 Zerstörung der Altstadt und des Rathauses

1972 Eingemeindung der Stadtteile Hohenstein und Hofen.

1993 Gründung des Schwäbischen Schnapsmuseums

2013 Bau des Pyramidenhauses von Bruno Staiger bz